Stadt (Land Fluss)

Kötter/Seidl

(c) Nicolas Repp
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Stadt (Land Fluss)

Kötter/Seidl

STADT (LAND FLUSS) verwandelt das Theater in eine urbane, materialbrachiale Dauerbaustelle. Mittendrin das Publikum, das sich dank elektromagnetischer Kopfhörer eigene Wege durch provisorische Bühnen-, Hör-, und Filmräume bahnt, in sie eintauchen und Schicht für Schicht erleben kann. STADT befindet sich in permanentem Umbau. Live-Electronics, Turntables und Innenklavier bringen sie zum Klingen. Und dem Blick erschließt sich ein filmisches 360-Grad-Abbild einer großstädtischen Brache, in deren Mitte ein belebtes Containerdorf liegt. Wer hat oder nimmt sich das Recht, den Stadtraum zu gestalten? STADT (LAND FLUSS) dokumentiert den brennenden Streit um das Recht auf Stadt und spitzt ihn mit allen Mitteln des Musiktheaters zu.

Infos

Dauer: 70 Min.
Sprache: Deutsch
Mousonturm-Koproduktion

Triple-Ticket mit "Land" und "Fluss" buchbar: € 25 (erm. € 12)
Achtung: Die Vorstellungen von „Land“ und „Fluss“ am 17. & 18.1. können am selben Tag besucht werden.

Beteiligte und Förderer

Künstlerische Leitung: Daniel Kötter, Hannes Seidl
Raumkonzept: Paul Zoller
Elektromagnetische Klänge: Christina Kubisch
Musik: Sebastian Berweck, Martin Lorenz, Andrea Neumann
Performance: Akiles, Désirée Sophie Meul, Anja Sauer
Technische Leitung: Norbert Zacharias
Assistenz: Nora Neuhaus
Ausstattungsbetreuung: Natalia Orendain
Produktionsleitung: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro

Eine Produktion von Kötter/Seidl in Koproduktion mit Künstlerhaus Mousonturm und SOPHIENSÆLE. Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds. Dank an SHIFT GmbH. „STADT LAND FLUSS“ wird gefördert durch das Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main sowie durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst im Rahmen der intergenerationalen Vermittlungsinitiative ALL IN – FÜR PUBLIKUM JEDEN ALTERS.

Mehr Informationen

WIE WOLLEN WIR DEN RAUM, IN DEM WIR ZUSAMMENLEBEN, PLANEN, BAUEN, BEWOHNEN?

 

Diese Geschichte klingt immer anders, je nachdem ob man sie Investor*innen, Stadtplaner*innen oder zukünftigen Mieter*innen, Alteingesessenen oder Neuankömmlingen, Kleinfamilien oder Mitbewohner*innen im Hausprojekt erzählt. Die Theaterbühne ist dabei nur ein Sonderfall eines Stadtraumes und ein Konzert ein Sonderfall eines Hörraumes, in dem wir erfahren, wie Räume das Wir bestimmen.

IM ERSTEN TEIL ihrer Trilogie „Stadt Land Fluss“ nähern sich Hannes Seidl und Daniel Kötter der Frage, wem die Stadt gehört, mit musiktheatralen Mitteln: In einer begehbaren Installation machen sie die sonischen Infrastrukturen erfahrbar, die neben unserer auditiven Stadtwahrnehmung auch die radikale Vernetzung städtischer Gegenwart abbilden. „Stadt (Land Fluss)“ entstand in engem Austausch mit der Klangkünstlerin Christina Kubisch, mit deren eigens entwickelten Induktionskopfhörern normalerweise nicht hörbare, elektromagnetische Klänge der Stadt akustisch wahrnehmbar werden. Mit solchen Kopfhörern ausgestattet betreten die Zuschauer*innen selbst die Bühne: Der von Paul Zoller entwickelte, sich nach und nach transformierende Raum beherbergt eine Seh- und Hör-Struktur, die Klänge von Christina Kubisch mit Gesprächen über die Stadt und einem Live-Konzert verschaltet. Zugleich bewegt sich das Publikum durch einen filmischen Raum: Eine Brache im Zentrum einer großen deutschen Stadt, in deren Mitte – eingepfercht zwischen Hafenbecken und Großbaustelle und ohne jede infrastrukturelle Anbindung an die Stadt - ein temporäres Containerdorf liegt, eine Stadt in der Stadt, wo all jene hingeschickt werden, die noch keinen Platz in ihr gefunden haben.

SCHON ZU BEGINN DES 19. JAHRHUNDERTS hatten Wissenschaftler*innen untersucht, wie Elektrizität und Magnetismus miteinander gekoppelt sind. Im Jahr 1831 entdeckte der Experimentalphysiker Michael Faraday das Prinzip der magnetischen Induktion. Er bewies, dass durch eine Änderung des magnetischen Flusses in einer Spule elektrische Ströme induziert werden können. Christina Kubisch stieß im Mailand der 1970er Jahre auf dieses Prinzip und entwickelte es eigenständig zur Übertragung von Klängen weiter. Ihre erste Klanginstallation mit dieser Technik im Jahr 1978 funktionierte mit umgebauten Telefonverstärkern, die in der Nähe von Stromfeldern akustisch aktiv wurden. Es folgten zahllose Performances und Klanginstallationen mit im Raum verspannten elektrischen Kabeln, zwischen denen sich das Publikum frei bewegen kann. In die einzelnen Kabelschleifen werden verschiedene Klänge eingespeist, die dann über die im Kopfhörer eingebaute Spule hörbar werden. So kann sich der*die Besucher*in wie ein wandelnder Mixer Klänge selbst zusammenstellen. Seit 2003 gibt es die Electrical Walks, Stromspaziergänge im Stadtraum, bei denen die Besucher*innen mit einem speziellen Induktionskopfhörer die normalerweise nicht wahrnehmbaren elektromagnetischen Felder im Stadtraum hören können.

IM LAUFE DER JAHRE hat die Dichte der uns umgebenden magnetischen Felder ständig zugenommen und jede Stadt hat ihren eigenen Klang. Christina Kubisch hat die magnetischen Felder von über hundert Städten weltweit erforscht, aufgenommen und archiviert. Viele dieser Klänge dienen als Material für ihre Kompositionen. In „Stadt (Land Fluss)“ wird das System des Hörens über induktive Kopfhörer zum ersten Mal in einer Theaterproduktion eingesetzt. Die im Stück integrierten elektromagnetischen Klänge von Christina Kubisch stammen aus Aufnahmen verschiedenster Großstädte und sind nachträglich nicht bearbeitet worden.

Text: Eva Königshofen