A Pocket of Dyke Feelings

Vor einem pinken Hintergrund ist ein Smartphone auf dem zwei Bilder zu sehen sind. Auf dem einen ist ein schwarzer Hund mit einem Herz. Auf dem Foto darunter sind zwei Hände mit violett Gel-Nägeln, wobei bei der rechten zwei Fingernägel fehlen. Über den Händen steht auf englisch „Rate, ob ich Rechts- oder Linkshänder:in bin“.
(c) Julia Forgacs
Spiegelselfie von Julia Forgacs.
(c) Julia Forgacs
Eine Foto-Collage: Im Hintergrund ist ein Flur eines Archivs mit Regalen zu sehen. Im Vordergrund gibt es zweimal ein Smartphone, auf dem Nachrichten und Bilder angezeigt werden.
(c) Julia Forgacs

A Pocket of Dyke Feelings

Julia Forgacs

In der Tradition normativer Archive erzählen Nachweise queeren Lebens oft eine Geschichte der Pathologisierung. Gleichzeitig stoßen wir auf eine große Lücke, wenn es um die Erzählung queeren Lebens geht. Denn nicht-normative Formen des Begehrens entsprechen den Anforderung klassischer Geschichtsschreibung meist nicht und historische Methoden verfehlen Begehren, Community und damit die Komplexität queerer Vergangenheiten abzubilden. Queere Archivarbeit fordert deswegen nicht nur die Darstellung queerer Subjekte in den Regalen von Wissensinstitutionen, sondern ein Queering dessen, was wir als Geschichte, als Wissen und als Beweise verstehen. Queere Geschichte fand schon immer in der Privatheit, Dunkelheit und Vergänglichkeit statt. Ihre Dokumente finden wir in Bars, Kisten, Gerüchten, Fiktionen, unseren Körpern und unserer kollektiven Erinnerung.

A Pocket of Dyke Feelings ist ein spielerisches Nachdenken über (queere) Archive und die Frage, wie queeres Wissen in einer cis-heteronormativen Gesellschaft organisiert ist. Es möchte der gewaltsamen „Objektivität” normativer Archive ein intimes, interaktives und absolut unvollständiges Experiment entgegenstellen und regt dazu an, selbst Geschichte(n) zu schreiben. Hierfür lädt das Projekt die Teilnehmer:innen dazu ein, eigene fiktive und reale Geschichten, Sehnsüchte, TikToks, „Fakten”, Lieblings-Dykes, Sprachnachrichten und alle Ephemera, die ihnen in den Sinn kommen, einzusenden. Die Beiträge werden Teil des Archivs und im Gegenzug kommt ein Stück aus dem Archiv zurück. Diese Schleife setzt sich während des gesamten Festivals fort – einmal Teil des Archivs können Teilnehmende tiefer in die Kommunikation eintauchen, mit dem Archiv interagieren, mehr Fragmente einbringen und erfragen, es herausfordern oder kritisieren. Der Fokus auf Dykes dezentralisiert dominante cis-männliche Perspektiven. Ursprünglich diente der Begriff Dyke als Beleidigung und hat nicht nur lesbische Cis-Frauen, sondern eine große Bandbreite an queeren Identitäten angegriffen. Die Verwendung schließt an eine queere Aneignung dieses Begriffes an, die sich gegen jegliche Festschreibung von Begehren oder Geschlecht stellt. Alle, die sich mit dieser Geschichte in Verbindung sehen, sind eingeladen dieses Archiv mitzugestalten.

Via Handy sind Teilnehmer:innen dazu aufgerufen eigene fiktive und reale Geschichten, TikToks, „Fakten”, Lieblings-Dykes, Sprachnachrichten und alle Ephemera, die ihnen in den Sinn kommen, an das Archiv zu senden. Die Beiträge werden Teil des Archivs und im Gegenzug kommt ein Stück aus dem Archiv zurück. Diese Schleife setzt sich während des gesamten Festivals fort – einmal Teil des Archivs können Teilnehmer:innen tiefer in die Kommunikation eintauchen, mit dem Archiv interagieren, mehr Fragmente einbringen oder erfragen, es herausfordern oder kritisieren.

TEXT ME YOUR DYKE FEELINGS Um teilzunehmen, lade die App Wire https://app.wire.com/auth/ herunter. Das ist eine verschlüsselte Kommunikations-App, für dein Handy oder den Computer. Du kannst deine Telefonnummer oder deine Mail-Adresse benutzen, um dich mit dem Namen deiner Wahl anzumelden. Wähle einen fiktionalen Namen, füge @apocket zu deinen Kontakten hinzu und sag ‘Hi’. Der Rest wird dir erklärt sobald du in der Pocket bist.

Versuch es und verhandle dein Commitment drin. Du kannst dich jederzeit trennen oder tiefer gehen.

Zum Abschluss gibt es am Montag, den 24. Mai ein gemütliches digitales Zusammenkommen zur Archivschau.

—> Mehr Infos zur Veranstaltung und zum gesamten Festival-Programm über Nocturnal Unrest

Infos

Das Projekt "A Pocket of Dyke Feelings" wird über den gesamten Festivalzeitraum wachsen.
Die App WIRE wird für die Teilnahme benötigt.
Sprache: Deutsch/Englisch

 

Beteiligte und Förderer

Nocturnal Unrest ist eine Kooperation des nOu-Kollektivs und Ladiez e.V. Kulturelle und Politische Bildung für Frauen, des Künstlerhaus Mousonturm, der feministische philosoph_innen Frankfurt und dem Hafen 2 Offenbach.
Gefördert durch Fonds Soziokultur im Rahmen des Programms Neustart Kultur der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Goethe Institut, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, die Hessische Theaterakademie, Frauenreferat und Stabsstelle Inklusion der Stadt Frankfurt am Main, dem QSL Fonds und dem AStA der Goethe-Universität Frankfurt am Main sowie durch die Crespo Foundation.

Mehr Informationen

Biografie

Julia Forgacs ist Künstlerin und Aktivistin, die in Berlin lebt und arbeitet. Ihre Projekte drehen sich um queere künstlerische Archiv-Praktiken und feministische Epistemologien in Performance, Film und Bildender Kunst. Sie interessiert sich für das Schaffen von und Partizipieren in Community Spaces, in denen der Aufbau neuer Beziehungen, Wissensaustausch, Unterstützung und Solidarität im Mittelpunkt stehen. Zu ihren jüngsten Projekten gehören der Anstoß einer Sextalk-Gruppe, die Mitarbeit in einer Nachbarschafts-Organisierung, die Co-Gestaltung der Dyke-Filmreihe Lost and Delirious 069 und des queeren mittel-/osteuropäischen Filmfestivals sowie die Teilnahme an dem Workshop OtherWays. Außerdem ist sie Teil des Ways Queer Feminist Art Residency and Rest Space Committee.