Die Blechtrommel

Devid Striesow & Stefan Weinzierl

(c) Tobias Schult
Das Foto zeigt ein Porträt von dem Schauspieler Devid Striesow vor schwarzem Hintergrund. Er trägt ein dunkelblaues Oberteil und guckt in die Kamera. Sein Mund ist geschlossen und seine rechte Augenbraue ist leicht nach oben gezogen.
(c) Tobias Schult
(c) Martin Lukas Kim
(c) Martin Lukas Kim
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Die Blechtrommel

Devid Striesow & Stefan Weinzierl

Der Jahrhundertroman „Die Blechtrommel“ (1959) von Günter Grass ist über jede Kritik erhaben. Umso herausfordernder ist die Umsetzung des Monumentalwerkes auf der Bühne. Die Idee des Hamburger Schlagzeugers Stefan Weinzierl ist naheliegend und dennoch einzigartig: Ausgewählte Szenen, gelesen von Schauspieler Devid Striesow, werden von ihm atmosphärisch untermalt und immer wieder bekommen die vielfältigen Schlaginstrumente auch ihren solistischen Platz. Sprache und Musik erzählen das Leben des Oskar Matzeraths, der mit drei Jahren sein Wachstum einstellt und aus scheinbarer Kindheitsperspektive die Welt der Erwachsenen erlebt. Eine Lebensgeschichte – von der Geburt 1924 in Danzig bis zum Ende des zweiten Weltkriegs. Und so wie Oskar seine Stimme zum Trommelspiel erhebt, so kombinieren Striesow und Weinzierl die starke Ausdruckskraft von Günter Grass' Roman mit den facettenreichen Klangfarben von Vibraphon, Marimba, Percussion und Live-Elektronik – ein einzigartiges, intensives Text-Musik-Erlebnis, dessen Botschaft in einer Zeit von zunehmendem Nationalismus und Populismus wieder immens an Aktualität gewonnen hat.

Infos

Dauer: 120 Min. inkl. Pause 
Sprache: Deutsch

Beteiligte und Förderer

Lesung:
Devid Striesow

Idee und Musik:
Stefan Weinzierl

Manuskript:
Günter Raake

ie Blechtrommel als Lesung mit Schlagwerk-Musik. Warum und warum so?

Auf sechs- bis siebenhundert Seiten, je nach Druckversion schachtelte Grass einst sein Meisterwerk. In der Schachtel eine weitere Schachtel, nicht dass das genügte, noch eine Seitenschachtel hin- und eine Mikroschachtel darunter dazu. Nicht zu vergessen die ganz große Rahmenschachtel. Und das gilt nicht nur für seine Satzbauten, sondern auch für die Geschichte und die Geschichten selbst.

Szenische Bühnenumsetzungen des Monumentalwerks tun sich schwer. Wie soll man einen Roman, in dem der Held zur Hälfte aus der Ich-Perspektive erzählt, zur anderen Hälfte von sich selbst in der dritten Person berichtet, auf der Bühne umsetzen? Dazu noch die Autobiographie eines Protagonisten, der bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr im Körper eines dreijährigen verbleibt?

Die Idee des Schlagwerkers Stefan Weinzierl also: „Wir setzen das auf der Musik auf – aber nicht banal auf einer Blechtrommel, sondern auf dem gesamten Schlagwerk, das die großartigen Originaltexte von Günter Grass erfühlt.“

Das bedeutete, eine Form zu finden, aus dem Gesamtwerk maximal 8-10% Text zu einem konzertabendverträglichen Programm zusammenzustellen. Schnell stießen wir auf ein Problem: Da sind so viele fantastische Geschichten und jede Geschichte selbst ist in sich so dicht komponiert und alle Geschichten untereinander so großartig verwoben – da mag niemand wirklich ernsthaft streichen, kürzen, bearbeiten.

Nachdem verschiedene Versuche, komplette Geschichten aneinanderzureihen regelmäßig nur zu mindestens vier- bis fünfstündigen Programmen führten, versuchten wir eine Variante, die wir eigentlich für überhaupt nicht möglich hielten: Wir sortierten alle Szenen, in denen die Trommel keine entscheidende Rolle spielt aus und beschränkten uns auf den Romanteil von Oskars Geburt unter den Glühbirnen bis zum Tod des Vaters. Dieser markiert das Ende des Trommelspiels: Oskar wirft sie ins Grab und beginnt zu wachsen. So entstand ein Manuskript, das trotz der starken Reduktion des Romans die Geschichte Oskars mit seiner Blechtrommel wiedergibt – ohne in den Originaltext einzugreifen und die Sprachgewalt, Sprachkunst und Sprachschönheit des Autors würdigt.

Die Musik tut ihr Übriges (hoffentlich Machandelhell und schön). Von der Herkulesaufgabe des Vorlesers möchten wir derzeit gar nicht reden.
(Günter Raake & Stefan Weinzierl)