Trust/Shakespeare/Alléluia

Dieudonné Niangouna / Compagnie Les Bruits de la Rue

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Trust/Shakespeare/Alléluia

Dieudonné Niangouna / Compagnie Les Bruits de la Rue

As a writer, actor and director, Dieudonné Niangouna is a central figure in the African continent’s young generation of theatre makers. His  linguistically powerful plays are now premiering at places such as the Avignon Festival or the Berliner Ensemble. “Trust/Shakespeare/Alléluia” revolves around a group of young performers and their conviction that it is possible to invent a better future in theatre. Freely navigating between documentation and fiction it tells this group’s tale, inspired by their relationship to theatre and to what it can report about violence in the world – in all urgency, in a form both highly poetic and playful. For Niangouna, Shakespeare provides a space between forced reality and subjective poetry, which turns his new piece into the reflection of a young generation caught up in the turbulences of contemporary history.

Infos

Duration: 240 Min.
Language: French with German surtitles
Premiere in the German speaking area
Mousonturm-co-production
25.10. Introduction and artist talk afterwards

Sponsors and Supporters

Text, direction: Dieudonné Niangouna
Künstlerische Mitarbeit: Laetitia Ajanohun
Regieassistenz: Sarah Calcine
Mit: Laurent Barbot, Fitzgerald Berthon, Julie Bouriche, Vincent Brousseau, Léna Dangréaux, Yasmine Hadj Ali, Annabelle Hanesse, Liesbeth Mabiala, Dieudonné Niangouna, Agathe Paysant, Emmelyne Octavie, Carine Piazzi, Bertrand de Roffignac, Flore Tricon, Sean Hart Laval, Félix Perdreau, Antoine Blesson, Honorine Diama
Licht: Xavier Lazarini
Kostüme: Marta Rossi
Vidéo: Sean Hart
Produktionsleitung: Nicolas Barrot
Musik: Sébastien Bouhana

Production: Compagnie Les Bruits de la Rue, Coproduction: MC93 – Maison de la Culture de Seine-Saint-Denis, Théâtre des Quartiers d’Ivry – CDN du Val-de-Marne, Théâtre des 13 Vents – CDN de Montpellier, Comédie de Caen – CDN de Normandie, Künstlerhaus Mousonturm – Frankfurt. La Compagnie Les Bruits de la Rue is supported by the French Ministry of Culture and Communication – DRAC Île-de-France and by l’Institut Français Paris.

More Information

Hamlet, Othello, Kleopatra, Macbeth, Julia, Lear und andere Figuren aus Shakespeares Universum ziehen vorbei wie im Traum eines Regisseurs, umgeben von zeitgenössischen Personen. Gemeinsam mit fünfzehn jungen afrikanischen und europäischen Künstler*innen konzipierte der kongolesische Autor und Theatermacher Dieudonné Niangouna aus Brazzaville diese Begegnungen, die sowohl Voodoo-Rituale als auch eine Theaterepiphanie sein könnten. Shakespeares Dramenfiguren und -handlungen nutzt er dabei für eigene, ganz heutige Fiktionen und Räume, in denen das Chaos der Welt inszeniert wird. Hamlet ist ein melancholischer Wiedergänger, der komplexe Beziehungen zu seiner Verlobten und seiner Mutter unterhält. Zahlreiche kannibalische Hexen sind hinter Macbeth her, Lear haust als Bettler in der U-Bahn. Vor allem aber sind es Shakespeares Frauenfiguren, die sich dieses Stück erobern und zu einem Fest aller möglichen Formen von Emanzipation werden lassen. Überbordende und phantastische Monologe kennzeichnen das Theater Niangounas, die dazu einladen, sich völlig hin- und jegliche Rationalität zur Gänze aufzugeben. Sie zeugen von einer entfesselten und barocken Poesie und einer sehr zeitgenössischen Oralität: Hervorsprudelnde Bilder vereinen sich zu einem nie versiegenden Fluss der Erzählung.

Dieudonné Niangouna im Gespräch

 

Der Titel Ihres Stückes beginnt mit dem Wort „Trust“ (was Vertrauen heißt). Was bedeutet dieses Wort für Sie?

Dieudonné Niangouna: Trust ist das Ergebnis eines Traums, den ich hatte, in dem wir uns in einem Theaterlabor befanden. Am Ende des Traums tauchten drei Personen in weißen Mänteln auf und hielten mir ein Paket hin. Darauf war ein Wort gestempelt: Trust. Das war das Produkt! Ich war gerade dabei, das Paket zu öffnen, als ich aufwachte. Am nächsten Morgen erzählte ich dem Produktionsleiter der Theatergruppe diesen Traum. Er fragte mich, ob es sich um ein Theaterstück handelte. Ich sagte ja, das ist ein Stück, das geschrieben werden will!

Was hat Shakespeare damit zu tun?

Die Frage des Theaters rückt wieder ins Zentrum und daher muss man Vertrauen in dessen Prozess gewinnen. In diesem Labor erschien mir Shakespeare evident. Sprache und Sprachgebrauch, poetischer Gesang und Dramatik, Verschmelzung der Körper und des Geistes, Umkippen, Auftauchen, Revolutionen; Sprache sprechen; in Bewegung sein; projizieren – immer! – darüber hinaus. „Denn so findet man Vertrauen“. Man muss den Weg über die Poesie des Dramas suchen, aber über eine Poesie, die von der Sprache getragen wird - und diese muss am Rand der Zunge liegen. Das Ganze darf nicht mit einer politischen Überlegung beginnen, die das, wonach man sucht, unter Umständen in einer Art von Tatsachendidaktik oder auch in Form einer fragmentarischen Analyse dessen verfestigen würde, was man schon aus kleinen Theatersituationen kennt. Man muss mit dem Gedicht beginnen, welches das Theater erobert. Dies bedingt den Weg über eine Sprache, die die Grundlagen unserer Gattung, seit unsere Erde rund ist, untersucht. Im Vorfeld des Projektes lud ich die Schauspieler*innen ein, das gesamte Werk von Shakespeare zu lesen.

Und trotzdem ist die Sprache des Stücks zur Gänze die Ihre...

Es geht hier um eine Art der Übertragung, das heißt, dass ich selbst das Stück schreiben muss. Meine Sprache erzählt so vor sich hin. Sie muss dieser überschäumende Fluss bleiben. Und dazu kommt dann noch so etwas wie Rocklyrik. Ich wollte eine allzu epische Sprache vermeiden, sie sollte aber dennoch „würzig“ sein. Die Akzente sind wichtig. Und noch etwas: Man muss die Dringlichkeit und die Energie des Zorns aufrechterhalten! Und dann geht es darum, die Sprache, die daraus resultiert, zu fassen, Mut daraus zu schöpfen. In dieser Sprache ist das Wort zu Hause. Sogar das Bild muss in erster Linie Sprache sein. Wenn man nicht in der Sprache ist, dann wird man die Bilder kaum lesen können.

Das letzte Wort des Titels ist „Halleluja“. Wie ist das zu verstehen?

Sobald ich das Umfeld abgesteckt und die Figuren, die von ihren inneren Obsessionen gejagt werden, losgelassen hatte, sagte ich mir: Wie kommen wir da wieder raus? Da war ein Rätsel zu lösen, wie am Ende des Traums, denn ansonsten hat der Alptraum das letzte Wort. Der Ausweg muss eine Einladung sein, ohne dass man allzu konkret und praktisch wird. Ich lade Händel ein! Dieses Ende ist das Aufstechen des Abszesses oder das Knallen eines Champagnerkorkens. Raus aus dem Sumpf! Rauf mit dem Vorhang und Sonnenaufgang! Ende des Rituals!

Auszug aus dem Interview mit Tony Abdo-Hanna, März 2019

 

Stichworte zum Werk Shakespeares

 

In der Reihenfolge des Erscheinens im Theaterstück

Puck (Ein Sommernachtstraum)

Die Elfen erwachen, wenn die Menschen einschlafen. Wie können diese beiden Welten miteinander kommunizieren? Puck gehört in das Reich des Waldes, er dient Oberon, dem König der Feen und seiner Frau Titania. Als Hofnarr sät er Verwirrung, hinter der manchmal die Wahrheit zu erkennen ist.

Hamlet

Hamlets Vater, der König von Dänemark, ist tot. Sein Bruder Claudius hat die Macht an sich gerissen und heiratet Gertrude, die Frau des toten Königs. Aber das Gespenst des Monarchen erscheint und zeigt seinem Sohn, dass er von Claudius ermordet wurde. Der junge Hamlet denkt daher, dass er seinen Vater rächen muss. Er täuscht Wahnsinn vor, um sein Projekt durchzuführen. Er legt sich ein seltsames Verhalten zu, das dem ganzen Hof Rätsel aufgibt. Ophelia, seine junge Verlobte, ist das erste Opfer seines Verhaltens.

Macbeth

Nach einer siegreich geschlagenen Schlacht trifft der wackere Macbeth drei Hexen. Diese sagen ihm ein außerordentliches Schicksal voraus, das ihn bis zum Thron Schottlands bringen wird. Angestiftet von seiner Gattin Lady Macbeth, tötet Macbeth den König, um seinen Platz einzunehmen und erfüllt somit die Vorhersagen der Hexen. Aber dieser Mord stürzt den Helden in eine tödliche Spirale von weiteren Morden, die ihn letzten Endes in den Abgrund des Wahnsinns ziehen.

Othello

Othello, General in Venedig, ist ein glücklicher Mann: Er hat die schöne und tugendhafte Desdemona geheiratet. Doch sein Glück steht auf wackeligen Beinen: Jago versucht, Desdemona zu verführen, die ihn jedoch zurückweist. Um sich zu rächen, versucht er Othello davon zu überzeugen, dass der ehrliche Cassio ihr Liebhaber sei, und diese Lüge wirkt wie ein Gift. Geblendet durch seine Eifersucht, lässt Othello sich zu etwas hinreißen, das nicht wieder gut zu machen ist, bevor er versteht, dass man ihn an der Nase herumgeführt hat.

Richard III.

Am englischen Königshof ist Richard, der Herzog von Gloucester, auf seinen Bruder Edward IV., eifersüchtig. Begierig nach seiner Macht reißt er den Thron an sich. Er verführt und heiratet Lady Anne, deren Mann er zuvor ermordet hatte. Es ist der Beginn einer gewaltsamen Herrschaft: Die Opfer dieses grausamen Königs sind zahlreich. Aber bald schon bricht eine Revolte aus: Nach dem Verbrachen bricht für Richard die Zeit der Niederlagen an, an deren Ende er bereit ist, „sein Königreich für ein Pferd“ zu geben.

König Lear

Bevor König Lear sein Königreich unter seinen drei Töchtern aufteilt, bittet er jede von ihnen, ihm ihre Liebe zu beweisen. Während die beiden Älteren nicht davor zurückschrecken, dem König zu schmeicheln, zeigt Cordelia sich zurückhaltender. In seinem Stolz verletzt durch die Zurückhaltung seiner Jüngsten, enterbt Lear die einzige Tochter, die ihn wirklich liebt. Doch durch seine Eitelkeit beschwört Lear seinen Untergang herauf. Bald wird er seinerseits verbannt, von allen verlassen und verfällt dem Wahnsinn.

Prospero (Der Sturm)

Nachdem Prospero, der Herzog von Mailand, von seinem Bruder Antonio abgesetzt und ins Exil geschickt wird, gelangt er mit seiner Tochter Miranda auf eine verlassene Insel. Dank der Magie, die er aus seinen Büchern lernt, erlangt er Gewalt über die Elemente und Geister, insbesondere über Ariel, den guten Geist der Luft und des Lebensatems und über Caliban, den bösen Geist der Erde, der Gewalt und des Todes.

Viola (Was ihr wollt)

Infolge eines Schiffsunglücks werden die Zwillinge Viola und Sebastian getrennt in Illyrien angeschwemmt. Da Viola weder Ressourcen noch Hilfe hat, ist sie gezwungen, sich als Mann zu verkleiden und an den Hof von Herzog Orsino zu gehen. Unter dem Namen Cesario wird sie Page von Orsino, der sie bittet, ihm als Bote für Olivia, die Frau, die er liebt, zu dienen. Diese ist jedoch weit weniger empfänglich für die Reize Orsinos als für jene des jungen Pagen.

Julia (Romeo und Julia)

Die Clans der Montagues und der Capulets bekämpfen sich ständig. Als Romeo, ein Sohn aus dem Hause Montague, und Julia aus dem Hause der Capulet sich ineinander verlieben, droht das Gleichgewicht in der Stadt zu kippen. Da es unmöglich für die beiden ist, zu heiraten, gibt Julia vor, Selbstmord zu begehen. Romeo, der sie für tot hält, setzt seinem Leben ein Ende.

Ophelia (Hamlet)

Ist die Tochter des Polonius und Schwester des Laertes. Sie wird wahnsinnig und stirbt durch einen Unfall oder durch Selbstmord, nachdem ihr Geliebter Hamlet, der sie verlassen hat, ihren Vater tötet.

Katharina (Der Widerspenstigen Zähmung)

Katharina lehnt es kategorisch ab, sich der Autorität ihres Vaters und dem Korsett der Gesellschaft zu beugen, was ihr die abschätzige Meinung der gesamten Stadt Padua einträgt. Ihre jüngere, gefügige und sanfte Schwester Bianca hat eine ganze Reihe von Heiratswerbern. Doch der Vater ist unnachgiebig – er wird die jüngere Tochter erst dann heiraten lassen, wenn auch die ältere einen Gatten gefunden hat. Die Werber verdoppeln ihre Anstrengungen, um an ihr Ziel zu gelangen.

Tamora (Titus Andronicus)

Im Namen des Rechts, der Gerechtigkeit und der römischen Tugend wird Titus, der Rom gegen die Goten verteidigt hat, die Ursache für die Ermordung seiner Kinder und geht sogar so weit, seine eigene Tochter Lavinia umzubringen. Daraus ergeben sich eine ganze Reihe an Ereignissen, die zur Machtergreifung durch Lucius, den letzten noch lebenden Sohn des Titus, begleitet von den Goten, über welche Tamora regiert, führt.

Kleopatra (Antonius und Kleopatra)

Nach dem Tod von Julius Cäsar erbt Marcus Antonius ein Drittel des römischen Reiches, unter anderem Ägypten. Er verfällt den Reizen von Kleopatra und würde am liebsten den Rest seines Lebens an ihrer Seite verbringen, wenn die Pflichten gegenüber dem Staat und die Attacken seines Rivalen Oktavian es ihm nicht unmöglich machen würden. Er wird nach Rom gerufen und heiratet die Schwester Oktavians. Kleopatra ist wütend und tut alles, was in ihrer Macht steht, um die Liebe von Marcus Antonius zurückzugewinnen, was wiederum Oktavian zur Weißglut treibt.

Quellen: éditions Flammarion, Folio und Librio

Weltgewaltfresken

 

Von Eberhard Spreng

Vielleicht der Traum eines Regisseurs: Die sinnbildlichen Figuren aus Shakespeares Tragödien bevölkern eine Welt von heute, wie Wiedergänger aus einer anderen Zeit. Hamlet: ein Melancholiker, gefangen in verworrenen Beziehungen zu Mutter und Verlobten. Lear: ein Bettler in der U-Bahn. Macbeth: auf der Flucht vor kannibalistischen Hexen. Mit seinem Stück „Trust / Shakespeare / Alléluia“, das – nach seiner Uraufführung in Paris – im Oktober am koproduzierenden Mousonturm erstmals im deutschsprachigen Raum zu sehen ist, setzt Dieudonné Niangouna seine Reihe großer Produktionen fort, in denen mit unbändiger Fabulierfreude poetische Weltgewaltfresken entstehen. Chorische Szenen wechseln mit atemlosen Monologen, die die Daseinsgefangenschaft des Individuums in ungeheuerlichen Weltzuständen beleuchten. Theater als Epiphanie und Voodoo in Uferlosigkeit, Maßlosigkeit der Ideen und Bezüge.

Niangounas erster Auftritt im europäischen Kulturbetrieb war eine Erschütterung: Da stand der Kongolese in einer lauen Avignon-Sommernacht in der Mitte eines Kreises mit glühender Holzkohle. In seinem Solo „Attitude Clando“ gab er einer Figur Text und Stimme, die in der damaligen Weltlage nur als Bild ohne Namen vorkam. Mit jedem Satz wurde aus diesem Niemand eine Figur mit universeller Bedeutung, aus der anonymen Figur im globalen Flüchtlingsstrom, einem illegalen Einwanderer am Rand der gesellschaftlichen Wahrnehmung, wurde eine rhetorische Großmacht. Zu erleben war da Theater als Stiftung des Menschseins aus der Kraft des Wortes.

Das Theater des Dieudonné Niangouna ist eines der frei fabulierenden Rede, der großen, frei assoziierenden, bisweilen dadaistischen Monologe. Philosophie, Alltag, Politik, Globalisierung, alles in poetischen Metaphern und nicht im logischen System einer ordentlichen Argumentation. Vor allem aber tritt dieses Autorentheater so auf, als kämpfe es unentwegt um sein Leben. Als Niangouna im kongolesischen Bürgerkrieg am Ende des letzten Jahrhunderts nachts von der Cobra-Miliz aufgegriffen wird, erkennt einer der Milizionäre in dem jungen Mann den Schauspieler wieder, den er in Brazzaville auf der Bühne erlebt hatte und setzt durch, dass man ihn verschone: Theater als Wunder des Überlebens. Seitdem nennt sich Niangouna nicht mehr Schauspieler, sondern Akteur.

Seine Kindheit verbringt der Theatermacher in Brazzaville. In der Bibliothek seines Vaters liest er Jean Genet und den 1995 verstorbenen kongolesischen Dramatiker Sony Labou Tansi. Und schleicht sich heimlich zu dessen Proben – Molières „Menschenfeind“ versteht der junge Niangouna als Aufforderung, sich im eigenen Erleben zu verorten, in der Selbsterfindung, Selbsterschaffung.

Seine Universalpoesie sperrt sich der Vereinnahmung durch westliche Globalisierungsdiskurse. Zugleich ist aus Niangounas Arbeit das politische Engagement nicht wegzudenken. Er gründete in seiner Heimatstadt das Festival „Mantsina sur scène“, und er wurde im Kongo Persona non grata, nachdem er Präsident Denis Sassou N’Guesso in einem offenen Brief attackiert hatte.

Im dritten Teil seiner „Trilogie des Taumels“, der unter dem Titel „Nkenguégi“ auch am Mousonturm zu sehen war, welchem Niangouna seit 2014 als assoziierter Künstler verbunden ist, zeigten Videobilder den Autor, Regisseur und Akteur als einen von allen belachten Sisyphos, der einen riesigen, stoffbespannten Globus vor sich her rollt. Vom Homme-Monde und vom Homme-Univers, vom universalistischen Weltmenschen ist im Stück einmal die Rede, aber das meint nicht den Menschen der Kantschen Aufklärung, sondern den im Absurden lebenden Menschen, wie ihn Albert Camus sah. Vehement reagiert Niangouna auf die Frage nach der Hautfarbe und erklärt, dass es kein schwarzes, kein weißes Publikum gebe, keine Geschichten für Schwarze, keine Geschichten für Weiße.

Es gibt keine schönere Entgegnung auf identitätspolitische Minderheitendiskurse als Dieudonné Niangounas Welttheater.