Session II - „Space, Urbanity, Street Vending (economies)“

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Session II - „Space, Urbanity, Street Vending (economies)“

Under the term “Space, Urbanity, Street Vending (economies)”, the curators Arlette-Louise Ndakoze and Bonaventure Soh Bejeng Ndikung continue the series “Listen Attentively, So You Can See.” Their initial spark was a question that the philosopher Seloua Luste Boulbina phrased, and with which she seized on the post-colonial key text “Can the Subaltern Speak?” by Gayatri Spivak. “Can the non-subaltern hear and read?” asks Boulbina and thus reverses common points of view and knowledge production. “Listen Attentively, So You Can See” follows this thought and invites the South African urbanist Edgar Pieterse, the Haitian choreographer Kettly Noël and the Angolan performance artist Nástio Mosquito to talk about art, business, society and to perform – and to ask for an active listening.

Infos

Mit: Nástio Mosquito, Kettly Noël, Edgar Pieterse u.a.

Sponsors and Supporters

With: Nástio Mosquito, Kettly Noël, Edgar Pieterse u.a.

Curated by Arlette-Louise Ndakoze & Bonaventure Soh Bejeng Ndikung

A project of Künstlerhaus Mousonturm and Hochschule für Bildende Künste Städelschule, funded by BHF Bank Stiftung, Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung für Kunst- und Kulturpflege and Goethe-Institut

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Anderen zuhören, um sich selbst neu zu sehen

von Matthias Pees Und Anna Wagner

Gastprofessor Bonaventure Soh Bejeng Ndikung sitzt im Garten vor der Städelschulkantine und holt ein wenig aus. „Kann der Subalterne sprechen?“, laute die Titelfrage von Gayatri Spivaks Schlüsseltext zum Postkolonialismus. Mit seiner Veranstaltungsreihe im Mousonturm wolle er anschließen an eine Gegenfrage, die die Philosophin Seloua Luste Boulbina gestellt habe: „Kann die Nicht-Subalterne hören und lesen?“ Damit verkehre sich nicht nur auf angemessene Weise die Sichtweise auf die Verhältnisse zwischen den Nachfahren von Kolonisierten und Kolonisatoren, untergeordneten und hegemonialen Strukturen, sondern auch althergebrachte Gewohnheiten und Hierarchien in der Wissensproduktion. „Vielen Europäern fällt es schwer, lange aktiv zuzuhören. Aufmerksam hinzuschauen, um etwas neu zu sehen, etwas anderes zu erfahren.“

Ndikung ist ein unabhängiger Kunstkurator, Autor und Biotechnologe. Geboren in Kamerun und seit 1997 in Berlin ansässig, gründete er vor zehn Jahren ebendort den Kunstraum SAVVY Contemporary, der zugleich ein Laboratorium ist für Kunstschaffende aus der afrikanischen Welt, welche nicht nur geografisch die Länder des (afrikanischen) Kontinents umfasst, sondern auch die Diaspora, also weltweit alle Menschen und Communities afrikanischer Herkunft oder Identität. Maßgeblich war Ndikung auch als „Curator-atlarge“ an der documenta 14 beteiligt. Seit vergangenem Semester unterrichtet er an der Städelschule, die derzeit gemeinsam mit dem Mousonturm die Programmreihe „Listen Attentively, So You Can See. Narratives and Practices on Arts, Economies and Sciences from the Vantage of an African World“ ausrichtet – unterstützt von der BHF BANK Stiftung, der Adolf und Luise Haeuser- Stiftung für Kunst- und Kulturpflege und dem Goethe Institut.

Stets verbinden Ndikung und seine Co-Kuratorin Arlette-Louise Ndakoze dabei Vorträge afrikanischer Spezialisten, vornehmlich aus den Feldern der Ökonomie und Gesellschaftspolitik, mit künstlerischen Beiträgen. Nach einer fulminanten Begegnung von Jazzmusikern und Unternehmensgründern im Mai widmet sich die zweite Session am 28. September den Themen Raum und Urbanität. Dafür hat Ndikung zwei herausragende Künstlerpersönlichkeiten gewinnen können: die in Port-au-Prince und Bamako lebende Tänzerin und Choreografin Kettly Noël und den angolanischen, vorwiegend in Gent und Lissabon tätigen Performer, Musiker und Autor Nástio Mosquito. Beide entwickeln nicht nur im Rahmen von Residenzen im Mousonturm je eine Aufführung, sondern diskutieren auch mit Edgar Pieterse, dem renommierten Urbanisten und Direktor des African Center for Cities in Kapstadt. Er analysiert städtische Transformationen aus dem Blickwinkel des globalen Südens und hat mit seinen Studien das Denken über urbane Entwicklungen revolutioniert.

Die Arbeiten von Kettly Noël, einer der radikalsten Choreografinnen der afrikanischen Welt, speisen sich aus der Komplexität und den Widersprüchen der Realitäten, die sie umgeben, und nehmen dabei vor allem die Position von Frauen in den Blick. Ausgangspunkt ihrer Lecture-Performance „Les Uns et les Autres“ (Die Einen und die Anderen) ist ein Selbstporträt: Aus der Analyse eigener Lebensfakten entwickelt sich eine vielschichtige philosophische Reflexion. Nástio Mosquito zeigt „No.One.Gives.A.Mosquito’s. Ass.About.Us“ – ein Gig, in dem sich Performance, Konzert und aktivistisches Pamphlet mischen. Er nutzt das Format des Karaokes, um eine intensive und energiegeladene Beziehung zum Publikum zu etablieren und sich zugleich gängigen Ökonomien und Erwartungshaltungen an afrikanische Künstler zu entziehen.