No.One.Gives.A.Mosquito's.Ass.About.My.Gig

Nástio Mosquito

No.One.Gives.A.Mosquito's.Ass.About.My.Gig

Nástio Mosquito

“...my name has always been a matter of curiosity. For me, to have the surname of one of the deadliest assassins in my native territory, brought an inevitable resilience and desire to transform meaning and celebrate human integrity...” Nástio Mosquito’s works cannot be located. At Mousonturm he presents himself with a work, a gig, in which performance, concert and activist pamphlet mix. He uses the format of karaoke to establish an intense and energetic relationship with the audience and at the same time to evade common economies that are still characterized by colonial structures.

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Session II – „Space, Urbanity, Street Vending (economies)“

Unter dem Begriffscluster „Space, Urbanity, Street Vending (economies)“ setzen die Kuratoren Arlette-Louise Ndakoze und Bonaventure Soh Bejeng Ndikung die Veranstaltungsreihe „Listen Attentively, So You Can See“ fort. Deren  Initialzündung war eine Frage, die die Philosophin Seloua Luste Boulbina formuliert hat, und mit der sie an den postkolonialen Schlüsseltext „Can the Subaltern Speak?“ von Gayatri Spivak anschließt. „Kann die Nicht-Subalterne hören und lesen?“ fragt Boulbina und dreht damit gängige Blickwinkel und Wissensproduktionen um. „Listen Attentively, So You Can See“ folgt diesem Gedanken und lädt den südafrikanischen Urbanisten Edgar Pieterse, die haitianische Choreografin Kettly Noël und den angolanischen Performance-Künstler Nástio Mosquito ein, über Kunst, Wirtschaft und Gesellschaft zu sprechen und zu performen – und so zu einem aktiven Zuhören aufzufordern.

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Kuratiert von Arlette-Louise Ndakoze & Bonaventure Soh Bejeng  Ndikung

Ein Projekt von Künstlerhaus Mousonturm und Hochschule für Bildende Künste Städelschule, gefördert von der BHF Bank Stiftung,  der Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung für Kunst- und Kulturpflege und dem Goethe-Institut

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Anderen zuhören, um sich selbst neu zu sehen

von Matthias Pees Und Anna Wagner

Gastprofessor Bonaventure Soh Bejeng Ndikung sitzt im Garten vor der Städelschulkantine und holt ein wenig aus. „Kann der Subalterne sprechen?“, laute die Titelfrage von Gayatri Spivaks Schlüsseltext zum Postkolonialismus. Mit seiner Veranstaltungsreihe im Mousonturm wolle er anschließen an eine Gegenfrage, die die Philosophin Seloua Luste Boulbina gestellt habe: „Kann die Nicht-Subalterne hören und lesen?“ Damit verkehre sich nicht nur auf angemessene Weise die Sichtweise auf die Verhältnisse zwischen den Nachfahren von Kolonisierten und Kolonisatoren, untergeordneten und hegemonialen Strukturen, sondern auch althergebrachte Gewohnheiten und Hierarchien in der Wissensproduktion. „Vielen Europäern fällt es schwer, lange aktiv zuzuhören. Aufmerksam hinzuschauen, um etwas neu zu sehen, etwas anderes zu erfahren.“

Ndikung ist ein unabhängiger Kunstkurator, Autor und Biotechnologe. Geboren in Kamerun und seit 1997 in Berlin ansässig, gründete er vor zehn Jahren ebendort den Kunstraum SAVVY Contemporary, der zugleich ein Laboratorium ist für Kunstschaffende aus der afrikanischen Welt, welche nicht nur geografisch die Länder des (afrikanischen) Kontinents umfasst, sondern auch die Diaspora, also weltweit alle Menschen und Communities afrikanischer Herkunft oder Identität. Maßgeblich war Ndikung auch als „Curator-atlarge“ an der documenta 14 beteiligt. Seit vergangenem Semester unterrichtet er an der Städelschule, die derzeit gemeinsam mit dem Mousonturm die Programmreihe „Listen Attentively, So You Can See. Narratives and Practices on Arts, Economies and Sciences from the Vantage of an African World“ ausrichtet – unterstützt von der BHF BANK Stiftung, der Adolf und Luise Haeuser- Stiftung für Kunst- und Kulturpflege und dem Goethe Institut.

Stets verbinden Ndikung und seine Co-Kuratorin Arlette-Louise Ndakoze dabei Vorträge afrikanischer Spezialisten, vornehmlich aus den Feldern der Ökonomie und Gesellschaftspolitik, mit künstlerischen Beiträgen. Nach einer fulminanten Begegnung von Jazzmusikern und Unternehmensgründern im Mai widmet sich die zweite Session am 28. September den Themen Raum und Urbanität. Dafür hat Ndikung zwei herausragende Künstlerpersönlichkeiten gewinnen können: die in Port-au-Prince und Bamako lebende Tänzerin und Choreografin Kettly Noël und den angolanischen, vorwiegend in Gent und Lissabon tätigen Performer, Musiker und Autor Nástio Mosquito. Beide entwickeln nicht nur im Rahmen von Residenzen im Mousonturm je eine Aufführung, sondern diskutieren auch mit Edgar Pieterse, dem renommierten Urbanisten und Direktor des African Center for Cities in Kapstadt. Er analysiert städtische Transformationen aus dem Blickwinkel des globalen Südens und hat mit seinen Studien das Denken über urbane Entwicklungen revolutioniert.

Die Arbeiten von Kettly Noël, einer der radikalsten Choreografinnen der afrikanischen Welt, speisen sich aus der Komplexität und den Widersprüchen der Realitäten, die sie umgeben, und nehmen dabei vor allem die Position von Frauen in den Blick. Ausgangspunkt ihrer Lecture-Performance „Les Uns et les Autres“ (Die Einen und die Anderen) ist ein Selbstporträt: Aus der Analyse eigener Lebensfakten entwickelt sich eine vielschichtige philosophische Reflexion. Nástio Mosquito zeigt „No.One.Gives.A.Mosquito's.Ass.About.My.Gig“ – ein Gig, in dem sich Performance, Konzert und aktivistisches Pamphlet mischen. Er nutzt das Format des Karaokes, um eine intensive und energiegeladene Beziehung zum Publikum zu etablieren und sich zugleich gängigen Ökonomien und Erwartungshaltungen an afrikanische Künstler zu entziehen.